Hilfskonvoi: PK zum Pflegenotstand
Ziel: Themenbewusstsein schärfen
Früher veranstaltete das IW fast monatlich eine Pressekonferenz in den Räumen der Bundespressekonferenz in Berlin oder am Hauptsitz in Köln. Das Format scheint jedoch generell weniger nachgefragt zu werden. Deshalb macht das IW mittlerweile nur noch zu wenigen, absehbar politisch brisanten Themen Pressekonferenzen. Eine davon fand im September 2018 zum Thema Pflege statt. Die IW-Expertinnen Regina Flake, Susanna Kochskämper und Susanne Seyda lieferten dafür den fachlichen Input. Ein Interview mit einer der Autorinnen.

Frau Kochskämper, Pflege – das ist schon lange Ihr Schwerpunkt im IW. Wie kamen Sie zu diesem nicht immer einfachen Thema?
Im demografischen Wandel ist das eins der zentralen Themen, das unsere Gesellschaft die nächsten Jahre begleiten wird. Und es ist eines der Themen, das die Bevölkerung mit am meisten bewegt. Denn die Menschen fragen sich: Wie werde ich versorgt sein im Alter?
Aber es ist ein sperriges Thema – und trotzdem dazu eine Pressekonferenz?
Wie gesagt, das Thema treibt die Öffentlichkeit und entsprechend die Politik ja um: Fachkräftemangel in der Pflege einerseits, die Finanzierung andererseits. Das meinten in Bezug auf die Zielgruppe Journalisten auch die Kollegen aus der Kommunikationsabteilung, mit der wir Wissenschaftler sowieso einen regen Austausch pflegen. Wie hoch das Interesse ist, merke ich ja schon an den vielen Anfragen, die ich dazu bekomme.
Hatte die Studie „Fachkräfteengpass in der Altenpflege“ denn spürbare Auswirkungen?
Schon im Vorfeld wurde Bundesgesundheitsminister Jens Spahn durch Journalisten, denen wir die Ergebnisse unserer Studien mit Sperrfrist vorab übersandt hatten, zur Analyse befragt. Im Nachgang wurde ich drei Mal als Sachverständige bei öffentlichen Anhörungen im Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestags eingeladen. Dazu kommen die ohnehin vorhandenen Kontakte in die Ministerien und in den Parteien. Und die Berichterstattung war ziemlich umfassend und sehr sachlich – die Kollegen aus der Kommunikation und ich waren insgesamt sehr zufrieden.
Was waren denn die zentralen Ergebnisse Ihrer Forschung?
Wir können schon jetzt einen Fachkräftemangel erkennen, der sich noch deutlich ausweiten wird – bis 2035 brauchen wir rund eine halbe Million Pflegefachkräfte, etwa 150.000 mehr als heute. Aktuell haben wir viel mehr offene Stellen, die bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldet sind, als Bewerber – und das wird sich noch weiter verschärfen.
Was kann man dagegen tun?
So simpel es klingt: die Rahmenbedingungen verbessern. Dazu gehört sicher eine höhere Entlohnung, aber auch Investitionen in die technische Ausstattung der Heime und ambulanten Dienste, bessere Bedingungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf – eben alles, was man aus anderen Branchen auch kennt. In der Pflege gibt es hier Nachholbedarf. Allerdings ist das nicht kostenlos zu haben und die Anbieter bräuchten hierzu auch genügend finanziellen Spielraum.
IW-Gesundheitsexperte Jochen Pimpertz gab am 18. April eine Stellungnahme im Gesundheitsausschuss des Bundestags zum Fachkräftemangel in der Pflege ab. Seine Kollegin Susanna Kochskämper sprach vor diesem Gremium im Jahresverlauf weitere drei Mal: zum selben Thema, außerdem zur finanziellen Entlastung Pflegebedürftiger sowie zur gesetzlichen Pflegeversicherung.
Koordinaten
52°31′18.8″N 13°22′38.9″E
(Bundespressekonferenz)
Crew
Regina Flake,
Economist für Ausbildung,
Fachkräftesicherung und Internationale
Berufsbildungsforschung
Susanna Kochskämper,
Economist für Soziale Sicherung
Susanne Seyda,
Senior Economist für Fachkräftesicherung
und Weiterbildung
Michael Hüther,
IW-Direktor
Irina Berenfeld,
Redakteurin, IW Medien
IW-Kommunikationsabteilung
Kreuzfahrten
Das wenig schmeichelhafte Image,
schwimmende Pflegeheime zu sein,
werden Kreuzfahrtschiffe zunehmend
los, seit die Anbieter Routen,
Ausstattung und Bordprogramm auch
auf jüngere Zielgruppen ausrichten.
Trotzdem unterscheidet sich die
Seetüchtigkeit je nach Nation
offenbar deutlich: Nach Angaben
des internationalen Kreuzfahrtverbands
CLIA waren Italiener, die 2017 auf
Kreuzfahrt gingen, im Schnitt 42 Jahre
alt, Briten und Iren hingegen schon 57.
Der durchschnittsdeutsche Kreuzfahrer
sortierte sich mit seinen 49 Jahren
mittendrin ein.