03.12.2018

Flottenverband: KOFA und Aktion Mensch

Ziel: Inklusion am Arbeitsplatz voranbringen

Zu den Strategien gegen den Fachkräftemangel gehört, dass Personaler verstärkt Gruppen ansprechen, die sie bislang womöglich noch nicht so stark berücksichtigt haben: Zuwanderer, Ältere oder Menschen mit Behinderung. Für Letztere setzt sich das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA, www.kofa.de) in Zusammenarbeit mit der Aktion Mensch seit Mitte 2018 besonders ein. Das KOFA wird vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert. Sein Ziel: Personalern aus KMU Informationen und Praxistipps an die Hand geben, wie sie ihren Fachkräftebedarf sichern können.

Zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember hat das KOFA die Kooperation in Sachen Inklusion vorgestellt. „Wir wollen Unternehmen für das Thema aufschließen“, sagt Anna Schopen, Researcher im KOFA.

„Und mit der Aktion Mensch haben wir einen etablierten Partner, es in die Breite zu tragen.“ Ihr Kollege Christoph Metzler betont: „Wir beschäftigen uns seit 2014 intensiv mit Inklusion. Aber durch die Kooperation hat das Thema noch einmal einen massiven Push bekommen.“

Als inhaltlichen Aufhänger hat das KOFA „Kommunikation als Schlüssel zum Erfolg“ gewählt. „Bislang gibt es da einerseits das Weichgespülte, politisch Korrekte, das aber dem Thema ausweicht“, sagt Metzler. „Andererseits das eher Globale, mit Statistiken Unterlegte – wie wir es auch als IW praktizieren.“ Beides sei nur begrenzt praxistauglich für KMU. „Wir wollen klare Antworten auf konkrete betriebliche Fragen geben.“

Foto: gettyimages

„Was brauchen Sie, um bei uns arbeiten zu können?“

Diese Fragen haben KOFA-Mitarbeiter bei einem Design- Thinking-Workshop mit Unternehmen im Frühsommer 2018 erarbeitet. „Mitarbeiter mit Behinderung und Personaler haben uns ihre Bedürfnisse geschildert“, sagt Metzler. Ein Ergebnis des Treffens war eine „Checkliste Onboarding“: Welche Schritte muss ein Unternehmen wann gehen, wenn es einen Menschen mit Behinderung einstellen will? Wertvollen Input, was die richtige Ansprache angeht, gab auch Dagmar Greskamp von der Aktion Mensch. Zum Beispiel die Frage: „Was brauchen Sie, um bei uns arbeiten zu können?“ Damit werden pragmatisch statt politisch Arbeitsorganisation und Hilfsmittel abgefragt, die ein Mitarbeiter benötigt.

Zu den Veröffentlichungen gehören auch Infografiken, Praxisbeispiele und Rechtshinweise. Steckbriefe beschreiben verschiedene Formen von Behinderung. „Unternehmen wissen oft nicht, dass es Behinderungen gibt, mit denen die Menschen genauso arbeiten können wie ihre Kollegen“, sagt Schopen. Inhaltliche Synergien konnte das KOFA durch die Zusammenarbeit mit den IW-Kollegen von REHADAT nutzen (www.rehadat.de). Deren über Jahrzehnte gewachsenes Informationsangebot zur beruflichen Teilhabe wird für vertiefende Angaben verlinkt, „außerdem richtet sich REHADAT an Arbeitnehmer, wir an KMU – sodass wir unterm Strich alle relevanten Zielgruppen abdecken“, sagt Metzler.

Schopen und Metzler beim Firmenworkshop im IW, der am Anfang der Kooperation stand.

Er sieht weitergehende Anknüpfungspunkte zur Inklusion auch in der IW-Forschungsarbeit etwa über (Aus-)Bildung oder Rente. Das Fernziel beschreibt Schopen so: „Je enger der Arbeitsmarkt, desto mehr beschäftigen Firmen sich mit den individuellen Bedürfnissen ihrer Mitarbeiter. Der eine möchte Homeoffice, die andere benötigt Kinderbetreuung – und ein Dritter eben Unterstützung bei seiner Beeinträchtigung. Das sollte nicht mehr als Sonderfall abseits einer ‚Norm‘, sondern als individuelles Bedürfnis betrachtet werden.“

 

 

Koordinaten
50°56′44.8″N 6°57′47.6″E (IW),
50°42′19.8″N 7°08′36.4″E (Aktion Mensch e. V.),
kofa.de
aktion-mensch.de

 

Crew
KOFA
Annika Jansen,
Economist für Fachkräftesicherung

Christoph Metzler,
Economist für Ausbildung und
Fachkräftesicherung

Paula Risius, ehemals Researcher
für Fachkräftesicherung

Anna Schopen,
Researcher für Fachkräftesicherung

Tara Vollmer,
ehemals studentische Mitarbeiterin

Dirk Werner,
Leiter Kompetenzfeld
Berufliche Qualifizierung und Fachkräfte

REHADAT
Andrea Kurtenacker,
Teamleiterin

Aktion Mensch
Dagmar Greskamp,
Referentin

Marion Theisen,
freiberufliche Journalistin