01.04.2018
Forschungsfahrt: DEMAND
Ziel: Datenschätze heben
Daten sind der Schatz in der digitalen, maschinengestützten Zukunft. Unternehmen lernen aus ihnen, wie ein Kunde denkt, warum er ein Produkt kauft und ein anderes nicht. Mit Daten lassen sich Fehler in Produktionsabläufen aufspüren und beseitigen, neue Geschäftsmodelle entwickeln und alte optimieren. Das Problem: Bisher wissen viele Unternehmen nicht, wie sie diesen Datenschatz heben können. Ein Pilotprojekt schließt diese Lücke und schlägt eine Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis.
„Data Economics and Management of Data driven business“ nennt sich das Vorhaben, oder abgekürzt: DEMAND. Seit Projektstart im April 2018 sind neben dem IW unter anderem das Fraunhofer Institut für Software und Systemtechnik (ISST) und das Unternehmen thyssenkrupp mit an Bord; Zuwendungsgeber ist das Bundeswirtschaftsministerium. Verantwortlich beim IW sind die Ökonomen Vera Demary und Henry Goecke: Unter anderem schauen sie sich in der Praxis bei den Unternehmen an, was diese genau beschäftigt und nutzen die Erkenntnisse für ihre Forschung. „Es gibt etliche Daten, die Unternehmen viel besser nutzen könnten“, sagt Vera Demary.
Unentdeckte Schätze
Dazu zählen etwa Daten, die Sensoren von Maschinen aufzeichnen, beispielsweise die Temperatur und der Druck während einer Produktion. Wenn nach mehreren Monaten die ersten Verschleißerscheinungen auftauchen, lässt sich das an solchen Sensordaten erkennen. Für den Maschinenhersteller wären solche Erkenntnisse viel wert, denn mit ihnen lassen sich Rückschlüsse ziehen, welche Schwachstellen es noch gibt, wo der Hersteller nachbessern muss und wann Bauteile der Maschine voraussichtlich ersetzt werden müssen – bevor tatsächlich ein Defekt uftritt. Bisher konnten die Hersteller solche Daten allerdings nicht nutzen, weil sie gar nicht erst erhoben und gesammelt werden.
Eine zweite große Baustelle: Viele Unternehmen haben keine Vorstellung vom Wert ihres digitalen Schatzes. Wer jahrelang komplette Anlagen gebaut und verkauft hat und dann plötzlich von Kunden auch noch nach Daten wie Bauplänen gefragt wird, kann oft keine konkrete Summe nennen – und weiß auch gar nicht, wie sich fundiert eine konkrete Summe berechnen lässt. Deshalb erforschen die IW-Wissenschaftler unter anderem verschiedene Modelle, die den Unternehmen dabei helfen, Daten zu bewerten.
Das Fraunhofer Institut wiederum programmiert eine Plattform dafür. Auf dieser können Unternehmen ermitteln, wie ausgeprägt ihre Fähigkeit, Daten zu bewirtschaften, bereits ist – um das eigene Geschäftsmodell dann weiterzuentwickeln. „Im Grunde geht es darum, gemeinsam mit Unternehmern und Kollegen aus der technischen Forschung neues Wissen zu erarbeiten“, sagt Vera Demary.
Zunächst läuft das Projekt noch bis Ende September 2019. Dieser Aspekt ist hoch relevant: Daten sind längst kein Thema mehr, das Unternehmen nur am Rande beschäftigt, sondern immer öfter selbst Grundlage eines erfolgreichen Geschäftsmodells. Das IW liefert die Anwendungsforschung dafür.
Koordinaten
50°56′44.6″N 6°57′47.6″E (IW)
demand-projekt.de
Crew
Vera Demary,
Leiterin Kompetenzfeld
Strukturwandel und
Wettbewerb
Henry Goecke,
Leiter Forschungsgruppe
Big Data Analytics
Barbara Engels,
Economist
Manuel Fritsch, Referent,
IW Consult
Alevtina Krotova, Referentin
Christian Rusche,
Economist
Marc Scheufen, Referent
Christopher Thiele,
Data Scientist